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Arten- und Naturschutz im Tiergarten Wels


Fledermausfund am 24.11.2020 unter der losen Rinde eines abgestorbenen Baumes.


Der Tiergarten Wels ist eine grüne Oase mitten in Wels und bereits damit ein kleines Naturschutzpropjekt. Im Stadtpark mit viel naturnahem Baumbestand, Unterwuchs, Bachläufen und Totholzhaufen ergeben sich immer wieder interessante Wildtier-Beobachtungen: Fischotter und Biber streifen nachts durch den Park, ein Nachtreiher oder Schellenten halten hier auf dem Vogelzug oder seltene Käfer, wie heuer der große Juchtenkäfer, profitieren von den Totholzhaufen. Wilde Bienen haben ihren Stock in einer alten Spechthöhle. Für die freifliegenden Weißstörche werden die Stämme abgestorbener Bäume als Horstgelegenheit stehen gelassen. Wenn sich die Rinde an diesen Stämmen zu lösen beginnt, schlafen auch Fledermäuse darunter. Die grüne Oase Tiergarten Wels verstärkt auch die Frischluftströme im der Stadt und verbessert damit das Stadtklima.


Neben dem Erholungsraum, der Bildung und Forschung, ist der Arten- und Naturschutz auch eine der vier, seit Jahrzehnten propagierten Säulen moderner zoologischer Tiergärten. Kernstück des Artenschutzes in zoologischen Tiergärten ist die Zucht gefährdeter Tierarten und die Teilnahme an Wiederansiedelungsprojekten oder Projekten zu Bestandesauffrischung wildlebender Tiere. Das kann ein breites Spektrum von Gefährdung umfassen, von „in Österreich in freier Wildbahn beinah gefährdet“, wie unsere Schwarzstörche, bis „weltweit in freier Wildbahn ausgestorben“, wie die Socorrotaube im Tiergarten Wels. Die indischen Bartaffen sind die am stärksten bedrohte Makakenart, und unsere Gruppe Bartaffen gehört zu den bestzüchtenden im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP). Derzeit werden in Indien wieder Ansiedelungsprojekte für Bartaffen diskutiert, wobei auch auf das Europäische Erhaltungszuchtprogramm zurückgegriffen werden könnte. Mit kleinen aber wirkungsvollen Spendengeldbeträgen unterstützt der Tiergarten Wels und der Verein der Freunde des Welser Tiergartens Monitoringprojekte zu den Bartaffen in Indien. Die Europäische Wildkatze war im Bayerischen Wald bereits ausgestorben. Dank eines Ansiedelungsprojektes, an dem der Tiergarten Wels mit seiner Wildkatzen-Nachzucht mitbeteiligt war, streift die Wildkatze nun wieder durch den Bayerischen Wald. Auch der Urwald-ähnliche Wälder bevorzugende Habichtskauz galt in Österreich als ausgestorben. Hier beteiligt sich der Tiergarten Wels nach wie vor mit der Nachzucht seines Kauzpaares am Wiederansiedelungsprojekt der veterinärmedizinischen Universität Wien.


Erst in den vergangenen Jahren ist unser heimische Edelkrebs auch in den Bachläufen unseres Tiergartens vollständig vom amerikanischen Signalkrebs verdrängt worden. Mit unseren Krebsreusen wollen wir unsere Besucher bei Führungen verstärkt für das Problem invasiver Fremdarten sensibilisieren. Natur- und Artenschutz ist auch Bildungsauftrag. Das betrifft auch den Klimawandel. Der Tiergarten Wels beherbergte in einer Überbrückungsphase in der Dürreperiode 2022 vom Tierheim Parndorf aufgenommene Krickenten, bis die Vögel wieder freigelassen werden konnten.

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