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Artenschutz im Tiergarten Wels

Rund ein Viertel der im Tiergarten Wels gehaltenen Tierarten ist artenschützerisch relevant. Das kann ein breites Spektrum von Gefährdung umfassen, von „in Österreich in freier Wildbahn beinah gefährdet“, wie die Schwarzstörche, bis „weltweit in freier Wildbahn ausgestorben“, wie die Socorrotaube. Oder wir beteiligen uns an Erhaltungszuchtprogrammen. Jahrhundertereignisse wie die Buschbrände in Australien 2019 und 2020 können die Gefährdung von Tierarten schlagartig erhöhen und die Erhaltungszucht der betroffenen Arten in Tiergärten und Zoos plötzlich viel relevanter werden lassen.

 

Im Bayerischen Wald war die Europäische Wildkatze bereits ausgestorben. Dank eines Ansiedelungsprojektes, an dem der Tiergarten Wels mit seiner Wildkatzen-Nachzucht mitbeteiligt war, streift die Wildkatze nun wieder durch den Bayerischen Wald. Auch der Urwald-ähnliche Wälder bevorzugende Habichtskauz galt in Österreich als ausgestorben. Und auch hier beteiligte sich der Tiergarten Wels mit der Nachzucht unseres Kauzpaares an der Wiederansiedelung. In diesem Projekt der veterinärmedizinischen Universität Wien werden zur Bestandesauffrischung nach wie vor junge Habichtkäuze kurz nach Flüggewerden – also wenn sie fliegen können – in eine Auswilderungsvoliere gebracht und an das Leben in freier Wildbahn gewöhnt. Unser Habichtskauzpaar Prima und Missimo ist sogar eines der erfolgreichsten Zuchtpaare für das Projekt.

und Zooaufgaben.

 

Mit der österreichischen Vogelwarte haben wir die Wiederansiedelung der in Österreich ausgestorbenen Schwarzstirnwürger und Blauracken angedacht. Die farbenprächtigen Blauracken faszinierten schon den berühmten Kunstmaler Albrecht Dürer, von dem das uns allen bekannte Gemälde des blau schillernden Blauracken-Flügels stammt. Es ist schon ernüchternd, auf alten Stilleben zu sehen, was man sich damals noch aus der heimischen Fauna herausfangen und neben die Staffelei legen konnte. Bis zur Wiederansiedelung der Racke gibt es noch viel zu klären und guten Zuchterfolg zu etablieren.

 

Bei unseren Bartaffen, der bedrohtesten Makakenart, haben wir übrigens einen sehr guten Zuchterfolg. Die Bartaffen sind in Indien heimisch, wo ihr Bestand vor allem durch Teeplantagen und Zersiedelung bedroht ist, die den natürlichen Lebensraum dieser Makaken wie auch der indischen Elefanten zerstückeln. Mit einigen Hundert Euro Spendengeldern pro Jahr unterstützt der Verein der Freunde des Welser Tiergartens das Monitoring dieser Bartaffen in Indien. Es gibt nun auch Überlegungen, den Bartaffenbestand im Freiland mit Hilfe der Zoobestände aufzufrischen. Es würde uns besonders freuen, dabei helfen zu können.

 

Leider konnten wir den heimischen Edelkrebs nicht mehr in den Bachläufen des Tiergartens Wels finden. Er dürfte bei uns erst in den vergangenen Jahren vom amerikanischen Signalkrebs verdrängt worden. Den Edelkrebs werden wir aber im zukünftigen Aquarium des Blockhauses zeigen, und das Problem mit eingeschleppten Arten für die heimische Fauna erörtern.

Dr. Gyula K. Gajdon

zoologischer Leiter

(aus: Jubilaeumsschrift 90 Jahre Tiergarten        )

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