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Kalben, Lammen und Schlüpfen im Winter

Autorenbild: FlorFlor

Es ist allgemein bekannt, dass etwa Mäuse und Verwandte Nager das ganze Jahr über trächtig werden, egal ob Sommer oder Winter. Das Nest schützt ja auch vor allenfalls eisigen Temperaturen. Aber auch der Brunstzyklus der Hausrinder wiederholt sich alle drei Wochen, so dass Kühe das ganze Jahr über trächtig werden können. Bergbauern und Bauern mit Mutterkuhhaltung im Weidegang sehen das Kalben auch zur Winterzeit und selbst bei tiefen Minusgraden recht gelassen - und das nicht nur bei Schottischen Hochlandrindern. Das Kalb wird von der Mutter nach der Geburt gründlich trockengeleckt und so selbst bei Minusgraden (trockenes Wetter vorausgesetzt was bei Minusgraden ja eher die Regel ist) vor Unterkühlung bewahrt. Der Auerochse, von dem die Hausrinder abstammen, dürfte seine Brunftzeit aber im Spätsommer und Frühherbst gehabt haben. Damit sind deren Kälber wohl meistens gegen den Sommer hin gekalbt worden.

Doch bei Schafen, deren Lämmer traditionellerweise zu Ostern kulinarisch verwendet werden, geschieht das Lammen folglich und regelmäßig eben noch zur Jahreszeit mit empfindlich kalten Temperaturen. Alles nur Zuchtmanagement, damit auch der Bedarf nach Osterlämmern gedeckt wird? Nicht nur, denn die Brunftzeit der meisten und vor allem alter Schafrassen ist im Herbst. Also eben so, dass sie natürlicherweise zu einer Jahreszeit mit noch kalten Temperaturen lammen.

So hat auch die Lammzeit bei uns im Tiergarten Wels schon bei Minusgraden im Februar, vereinzelt gar im Januar begonnen. Unsere Zackelschafe aus der pannonischen Tiefebene mit den strengen Wintern lammen oft im Januar und Februar zu eisigen Zeiten. Diese und auch unsere sehr wetterharten Ouessantschafe von den bretonischen Inseln mit rauem Klima stehen das gut durch, wenn es nicht zu nass ist. Prinzess, Flocke, Cookie, Bounty und Levente heißen die Lämmer, die heuer mehrheitlich seit Februar bisher gelammt wurden und schon als keine Kindertruppe herumspringen.

Die meisten Singvögel füttern ihren Küken Insekten, die bekanntermaßen nicht zuhauf bei eisigen Temperaturen zu finden sind. Damit beginnt die Brutphase bei vielen heimischen Vögel zu einer Jahreszeit mit moderaten Temperaturen, wo mehr der Landregen als eisige Temperaturen Bruten zu Grunde gehen lassen. Tannenhäher und Fichtenkreuzschnabel sind heimische Ausnahme-Brüter. Diese auf Sämereien spezialisierten Vögel füttern sogar ihre Küken damit und können mit der Brut beginnen, wenn noch Schnee liegt. Wir wollen die Kälteresistenz natürlich nicht auf exotische Arten verallgemeinern. Obwohl - sind nicht Papageien treffliche Beispiele für exotische Vögel? Und schon lässt sich wieder ein Ausnahme-Winterbrüter anführen: Der Kea Bergpapagei, einer der Besucherlieblinge im Tiergarten Wels, brütet am Alpenkamm der Südinsel Neuseelands wenn noch Schnee liegen kann. Anders als bei tropischen Papageien schlüpfen die Küken nicht nackt, sondern mit warmhaltenden Dunenkleid. Und es schlüpfen oft auch nicht nur ein oder zwei Küken pro Gelege wie bei anderen großen Papageienarten. Sondern Keas kuscheln oft zu dritt oder zu viert mit quer übereinander gelegten Hälschen in ihren Erdhöhlen. Und mit wenigen Wochen sehen sie immer noch so flauschig-wollig aus wie unsere Lämmchen jetzt.


Text: Dr. Gyula Gajdon


Ouessant-Schaf im Welser Tiergarten (Foto: Dr. Gyula Gajdon)
Ouessant-Schaf im Welser Tiergarten (Foto: Dr. Gyula Gajdon)

 
 
 

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